Nutzungsdauer und Obsoleszenz von Gebrauchsgütern im Zeitalter der Beschleunigung

KonsumentInnen wünschen sich bei Gebrauchsgegenständen eine lange Lebensdauer, aber ihre Erwartungen daran sind viel niedriger. Bei vielen Befragten haben eigene Erfahrungen und die Debatte um die geplante Obsoleszenz Spuren hinterlassen. Die Diskrepanz zwischen Wunsch und Erwartung bei der Lebensdauer schlägt sich auf die Nutzungsdauer durch und setzt letztlich eine kontinuierlich nach unten geschraubte Erwartung an die Lebensdauer in Gang. Das zeigt die AK Studie, in der über 1.000 ÖsterreicherInnen online und 25 Haushalte persönlich befragt wurden.

KonsumentInnen wollen das Wegwerfen von noch funktionierenden Dingen grundsätzlich vermeiden und versuchen, diese an Personen weiterzugeben, denen sie noch einen Nutzen bringen könnten. Eine Wegwerfmentalität kann daher nicht beobachtet werden. 51,4% der vorherigen Handys wurden aufbewahrt, 17,2% gespendet und 12,2% verschenkt. Nur 3,3% der Handys wurden direkt entsorgt.

Die vorliegende Studie widerspricht der weitläufigen Ansicht, eine Wegwerfmentalität und „geplante Obsoleszenz“ seien für die hohen Ersatzkaufraten verantwortlich. Vielmehr werden die Erwartungen der KonsumentInnen hinsichtlich der Produktlebensdauer und die Erwartungen der ProduzentInnen hinsichtlich der Nutzungsdauer als entscheidende Faktoren hervorgehoben. Die Steigerung der Ersatzkaufrate wird damit als Ergebnis eines Prozesses verstanden, in dem die Erwartungen der KonsumentInnen und ProduzentInnen kontinuierlich nach unten geschraubt werden. Maßnahmen zur Verlängerung der Nutzungsdauer müssen daher an den Erwartungen der KonsumentInnen und ProduzentInnen ansetzen, damit dieser Prozess verlangsamt oder rückgängig gemacht werden kann.

Leider blendet die Studie den durch den finanzsystemischen Wachstumszwang hervorgerufenen Druck auf die Produzenten aus, der nachweislich seit der Zwischenkriegszeit die Entwicklung immer neuer „Moden“ antreibt, wie insbesondere im Buch „Kaufen für die Müllhalde“ mit zahlreichen historischen Belegen gezeigt wurde. Der von der Studie beschriebene Prozess der „Negativspirale der Erwartungen“ wäre ohne diesen externen Impuls grundsätzlich nicht erklärbar.

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